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Beauty Comeback auf TikTok

Warum der Vokuhila die Trend-Frisur des Jahres ist

Der Sänger Lil Nas X trug bei den MTV Video Music Awards 2021 einen gelockten Vokuhila Der Sänger Lil Nas X trug bei den MTV Video Music Awards 2021 einen gelockten Vokuhila
Der Sänger Lil Nas X trug bei den MTV Video Music Awards 2021 einen gelockten Vokuhila
Quelle: Getty Images/Jason Kempin
„Kicker-Matte“, „Nackentapete“ oder „Manta-Matte“ – nur einige Synonyme für die Frisur mit fragwürdiger Reputation. Doch nun feiert der Vokuhila auf TikTok ein Comeback. Prominente wie Emma Watson oder Lil Nas X tragen ihn – und sogar auf dem Laufsteg wurde er gesichtet.

Jogginganzug, Goldkettchen, Manta-Schlüssel oder Pulle Bier in der Hand. Und natürlich: Vokuhila auf dem Kopf. Die Frisur, die sich dadurch auszeichnet, dass die Haare zwar auf Schultern oder Nacken kitzeln, aber aus dem Gesicht geschnitten sind, gehört unbedingt zur klischeehaften Figur des Proleten.

„Kicker-Matte“, „Nackentapete“, „Nackenspoiler“ und „Manta-Matte“, das sind nur einige Synonyme für die Frisur mit fragwürdiger Reputation. Die deutsche Punk-Rockband „Die Ärzte“ widmete dem Vokuhila 1999 sogar einen Song und besang darin sein negatives Image. Ex-Fußballstar Rudi Völler zählte in den späten 1980ern wohl zu den berühmtesten Trägern. Sänger wie Dieter Bohlen und Wolfgang Petry – in den späten 80ern und 90ern ebenfalls bekennende Fans des Vokuhila – taten dann ihr Übriges, um den Haarschnitt in eine nicht als besonders avantgardistisch geltende Ecke zu drängen.

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Doch 2022 befindet sich das Image der Frisur im Wandel und ist längst von den Fußballstadien und Campingplätzen in die It-Bezirke der Großstädte vorgedrungen. Die Generation Z mit ihrem Hang zum Skurrilen hat die Vokuhila über die chinesische Social-Media-Plattform TikTok kurzerhand zur neuen Ikone der Haarschnitte gemacht. Knapp 4,5 Milliarden Aufrufe kann die kontroverse Frisur unter dem Hashtag #mullet (so der englische Name) hier vorweisen.

Ihre Anziehungskraft bei der jüngeren Generation liegt einerseits in ihrem nostalgischen Flair begründet. Ursprünglich ist Vokuhila nämlich in der Punk-Ära der späten 1970er und frühen 1980er verwurzelt. Sänger David Bowie etwa erschuf mit der Frisur sein Alter-Ego Ziggy Stardust, eine Kunst-Figur, mit der er gerne Geschlechtergrenzen einriss. Etwas später landete Nena mit ihrem Anti-Kriegs-Song „99 Luftballons“ einen internationalen Hit und machte den Vokuhila nicht nur zu ihrem Markenzeichen, sondern auch zum Wahrzeichen des Anti-Establishments.

Männer verabschiedeten sich damals mit dem Vokuhila vom gutbürgerlichen Kurzhaarschnitt und Frauen setzten sie dem gängigen weiblichen Schönheitsideal entgegen, das in Form der aufgeplusterten Wallemähne wie bei den Protagonistinnen der US-Serie „Dallas“ daherkam. „Sie war dazu gemacht, die Gesellschaft zu schocken“, verrät Star-Hairstylist Guido Palau der „The New York Times“. Als besonders revolutionär galt der geschlechterübergreifende Charakter. „Es ist einer der wenigen Haarschnitte, der von Männern, Frauen und nicht-binären Personen getragen wird“, sagt die New Yorker Starfriseurin Mischa Golebiewski der amerikanischen „Vogue“.

Anderseits fasziniert die Gen Z aber auch das „prollige“ Image der Frisur, mit der sie die Grenzen des guten Stils austestet. „Ich habe das Gefühl, dass der Vokuhila als hässlich und seltsam erachtet wurde. Und genau zu diesem Ugly-Chic-Look fühle ich mich hingezogen“ erklärt etwa Model – und Stieftochter von US-Vize Kamala Harris – Ella Emhoff ihre Faszination für die Frisur gegenüber der amerikanischen „Vogue“.

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Pop-Ikonen wie Rihanna, Billie Eilish und Miley Cyrus führen den Trend um die Frisur mit punkigem Einschlag an. Cyrus zum Beispiel ließ sich die Haare bereits im vergangenen Jahr im Lockdown von ihrer Mutter schneiden. „Ich hatte keine Wahl“, scherzte die Popsängerin in der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel. Ihre Mutter Tish könne eben nur diesen einen Haarschnitt, den sie seit 1992 auch ihrem Vater Billy Ray Cyrus und ihren Brüdern verpasse.

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„Krisenzeiten fordern unsere Kreativität heraus, eine Menge unkonventioneller Haarschnitte haben sich im Lockdown entwickelt“, sagte Autorin und Haar-Expertin Rachael Gibson, die mit dem Instagram-Account „The Hair Historian“ bekannt wurde, zur „The New York Times“. Aber auch die Postlockdown-Ära ist von dem krisensicheren und pflegeleichten Haarschnitt bestimmt. Miley Cyrus hat ihren Vokuhila längst von ihrer Hairstylistin Sally Hershberger veredeln lassen und trägt sie aktuell als schnittige Stufenfrisur. Als männlicher Vorreiter gilt Rapper Lil Nas X, der die Frisur mit extralangem Rückenhaar im vergangenen Herbst bei den MTV Video Music Awards zum fliederfarbenen Anzug trug.

Und auch die internationalen Designer paarten ihre Herbstkollektionen für 2022 sowohl auf den Männer- als auch Damen-Laufstegen mit zeitgemäßen Interpretationen des Vokuhila, etwa bei Gucci und Balenciaga. Und Hairstylist Guido Palau holte den Haarschnitt für den Herbst/Winter 2022 auf den Damen-Laufsteg von Alexander McQueen und schuf mit Micro-Pony und stachligem Nackenhaar eine modernisierte Version des Ziggy-Stardust-Cuts.

Vokuhila in der Luxusmode: Ein Männermodel trägt die Frisur auf dem Gucci-Laufsteg
Vokuhila in der Luxusmode: Ein Männermodel trägt die Frisur auf dem Gucci-Laufsteg
Quelle: pa/Moda Milano/Simona Chioccia/ipa-agency.net
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In den sozialen Medien entstehen bereits die verschiedensten Interpretationen des Vokuhila, die unter ausgefallenen Namen zu viralen Hits werden. Als Mixie (Fusion aus Mullet und Pixie), als Oktopus (die hinteren Haare sind hier besonders lang, so wie die Tentakel eines Oktopus) oder als Wolf Cut, der zu den beliebtesten Abwandlungen zählt, vorgemacht von Sängerin Billie Eilish und Models auf dem Herbst-2022-Laufsteg von Stella McCartney. Der Wolf Cut ist eine Fusion aus Vokuhila und Shag (Stufenhaarschnitt im 1970er-Look) und eine besonders softe Version der Frisur. Die Übergänge von vorne kurz zu hinten lang verlaufen hier viel weicher und wahrscheinlich deshalb konnte sich diese abgeschwächte Form des Vokuhila so gut im Mainstream etablieren.

Die gefälligste Version der Trend-Frisur trug allerdings Emma Watson in der ersten Reihe der diesjährigen Haute Couture Show des Pariser Modehauses Schiaparelli. Bei der britischen Schauspielerin lässt sich der Vokuhila nur noch erahnen und ist eine sehr subtile Referenz auf die Punk-Ära. Trotzdem ist die Frisur – egal in welcher neuen Version – auch heute wieder ein Ausdruck von Freiheit und Individualität. Ihre Träger und Trägerinnen lösen sich mit dem Haarschnitt von einengenden Geschlechter- und Stilnormen und passen den Look ihren ganz individuellen Bedürfnissen an. Promi-Hairstylist Joe Mills bringt die Beliebtheit der Frisur in der britischen Ausgabe der Männerzeitschrift „GQ“ auf den Punkt: „Es geht weniger um eine Rückbesinnung auf die 80er, als darum, sich selbst auszudrücken. Ich persönlich mag, dass es keine Regeln mehr gibt.“

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