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Marcel Breuer machte aus Stahlrohr Tische und Stühle

Sein Schwingstuhl und sein Stahlrohrhocker wurden weltberühmt, nun widmet das Bauhaus Dessau dem Designer und Architekten Marcel Breuer eine Ausstellung. Er hat den Bauhaus-Stil mit geprägt.

Am Bauhaus Dessau laufen die Vorbereitungen für eine Ausstellung zum Leben und Werk von Marcel Breuer (1902-1981). Anlass ist der 110. Geburtstag des Designers und Architekten. "Er ist für die Entwicklung des modernen Möbels eine ganz zentrale Figur", sagt der Direktor der Stiftung Bauhaus, Philipp Oswalt.

Zu den weltweit bekannten und bis heute gebräuchlichen Stücken gehört der Schwingstuhl. Berühmt ist auch der Stahlrohrhocker B9 . Ab dem 15. Mai werden in Dessau in Kooperation mit dem Vitra Design Museum (Weill am Rhein/Baden-Württemberg) rund 80 Exponate aus Dessau und von Vitra gezeigt. Das sind Möbel, Modelle und Designobjekte. Hinzu kommen Fotografien, Pläne und Dokumente.

Vom Dritten Reich in die USA

Breuer begann 1920 in den Möbelwerkstätten des Bauhauses Weimar eine Ausbildung zum Tischler. Schon im Alter von 22 Jahren hatte er eine große Anzahl von Holzmöbeln entworfen. Nach der Lehre arbeitete Breuer im Architektenbüro von Walter Gropius (1883-1969) . Hier wirkte er an Hausentwürfen mit. Obwohl er keine klassische Architekten-Ausbildung hatte, verstand er sich in erster Linie als Architekt.

1933 wanderte er aus dem Dritten Reich aus. Wegen seiner jüdischen Herkunft zog er zunächst nach Ungarn, dann nach London und schließlich in die USA. Dort lehrte er bis 1947 als Professor an der Harvard University und baute mit Walter Gropius die Architekturfakultät auf. Schließlich gründete er sein eigenes Architektenbüro und widmete sich der Bautätigkeit. So erhielt er 1952 zusammen mit Pier Luigi Nervi und Bernard Zehrfuss den Auftrag zur Erbauung des Unesco-Gebäudes in Paris. 1981 starb er in New York.

Die Schau unter dem Motto „Marcel Breuer – Design und Architektur“ ist laut Oswalt der erste Höhepunkt im Ausstellungsjahr 2012 des Bauhauses Dessau. Außerdem werden alle deutschen Bauhausstätten eine große Schau des Barbican Centre zu den Olympischen Spielen in London ab Mai unter dem Motto „Bauhaus – Art as live“ mit Leihgaben unterstützen. Allein aus Dessau kommen knapp 130 Objekte.

Das Dessauer Bauhaus habe in seiner umfangreichen Sammlung Hunderte Stücke auch von Breuer im Depot, sagte Oswalt weiter. Ein Teil davon werde in der Ausstellung im Bauhausgebäude – es zählt seit 1996 zum Unesco-Welterbe – gezeigt. Die Schau sei zugleich die erste in Dessau, die allein das Wirken von Breuer in den Mittelpunkt stellt.

Breuers Arbeiten gelten in der Designgeschichte des 20. Jahrhunderts als einmalig – angesichts von neuen Formen, schlichter Funktionalität und damals nicht für Möbel verwendeter Materialien wie Stahlrohr und Aluminium. In Weimar waren Breuers Arbeiten als Bauhausschüler zunächst, vorwiegend aus Holz, eher expressionistisch geprägt.

Experimente mit Aluminium und Sperrholz

In Dessau habe er als Jungmeister am Bauhaus unter Walter Gropius eine Wandlung vollzogen und sich der industriellen Produktionsweise gewidmet, mit verschiedenen Materialien experimentiert. „Breuers Entwicklung am Bauhaus war fulminant“, sagt Oswalt.

So habe er in der Lehrwerkstatt des Industriellen und Flugpioniers Hugo Junkers (1859-1935) mit dem Schlossermeister Karl Körner in Dessau an seinen Entwürfen mit Stahlrohr gearbeitet. Sie vertieften sich in Gespräche, wie acht Winkel zu einem Hockergestell werden können. Zudem verwendete der Designer während seines Schaffens Massivholz, Aluminium und Sperrholz.

Als Architekt setzte Breuer auf Beton, Glas und Holz

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„Breuer zeichnet sich aber auch damit aus, dass er als Architekt mit neuen Konstruktionen für Aufsehen sorgte“, sagt Oswalt. Das umfangreiche architektonische Werk soll in der Schau, die bis Ende September gezeigt werden soll, anhand von Entwürfen für acht exemplarische Bauten dargestellt werden. Dazu zählen teils auf Stelzen stehende Häuser, gebaut aus Beton, Holz und großen Glasfronten, die analog dem Bauhaus-Stil aus vielen kleinen Festerscheiben bestehen.

Das 1989 eröffnete Vitra Design Museum hat nach eigenen Angaben eine der umfangreichsten Sammlungen des modernen Möbeldesigns von Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Dazu gehören Stahlrohrmöbel der 1920er- bis 1930er-Jahre.

Ausstellung „Marcel Breuer – Design und Architektur“ im Bauhaus Dessau , ab dem 15. Mai 2012 .

WON

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