Während Deutschland über weniger Arbeit diskutiert: Griechen führen SECHS-Tage-Woche ein

Griechen arbeiten bereits viel mehr als Deutsche und künftig auch wieder an sechs Tagen

Griechen arbeiten bereits viel mehr als Deutsche und künftig auch wieder an sechs Tagen

Foto: mauritius images / Roger Bamber / Alamy

Worüber in Deutschlands Talkshows geredet wird, kann Griechen nur wundern. Denn während hierzulande vor allem Nachwuchspolitiker gern diskutieren, ob vier Arbeitstage pro Woche nicht auch reichen, geht das südliche EU-Land jetzt einen anderen Weg. Ab 1. Juli 2024 führt Griechenland die Sechs-Tage-Woche ein.

Natürlich nicht verbindlich für alle. Nach bisherigen Plänen der griechischen Regierung können Arbeitnehmer entscheiden, ob sie bei fünf Arbeitstagen bleiben oder zum Sechs-Tage-Modell wechseln.

40 Prozent Zuschlag am sechsten Arbeitstag

Das soll sich auch für die Angestellten lohnen. Chefs müssen für den sechsten Tag 40 Prozent mehr Gehalt überweisen. Fällt der sechste Arbeitstag auf einen Sonn- oder Feiertag, bekommen die Griechen sogar noch 75 Prozent Prämie, also für den Tag insgesamt 115 Prozent mehr Geld.

Nicht ganz so viel bekommen Arbeitnehmer, die bei der 5-Tage-Woche bleiben, aber ebenfalls sonnabends ran müssen. Sie erhalten nur 30 Prozent Zuschlag.

Die Sechs-Tage-Woche kommt für den öffentlichen und privaten Sektor, vor allem für Versorgungsunternehmen, Banken und landwirtschaftliche Betriebe, aber ausdrücklich nicht für Beamte.

Viele Griechen brauchen zwei Jobs oder Überstunden, damit das Geld zum Leben reicht

Viele Griechen brauchen zwei Jobs oder Überstunden, damit das Geld zum Leben reicht

Foto: mauritius images / John Allison Jones / Alamy / Alamy Stock Photos

Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet, haben Untersuchungen längst den Mythos vom „faulen Griechen“ widerlegt. Zuletzt im September 2023 durch eine von Professor Robert Inklaar von der Universität Groningen veröffentlichten Studie.

Griechen und Polen sind die Fleißigsten in Europa

Danach arbeiten Griechen (2036 Arbeitsstunden/Jahr) und Polen (2023 Arbeitsstunden) in Europa am meisten. Die Deutschen belegen mit 1386 Stunden einen hinteren Platz.

Bisher redeten die sich damit heraus, dass sie effektiver arbeiten und ihre Produktivität bei weniger Arbeitsstunden höher ist. So ganz stimmt auch das nicht mehr. Für Griechenland sagt der Internationale Währungsfonds (IWS) für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent voraus. Deutschland freut sich gerade über 0,3 Prozent.

Katharina Stolla (Mitte) von der Grünen Jugend forderte bei Lanz die Vier-Tage-Woche für alle

Katharina Stolla (Mitte) von der Grünen Jugend forderte bei Lanz die Vier-Tage-Woche für alle

Foto: ZDF

Neu ist die Idee einer Sechs-Tage-Woche nicht. Bereits im Herbst 2012 forderte die Kontrolleure von Europäischer Union, Europäischer Zentralbank und IWS (Troika) von den Griechen deren Wiedereinführung und lösten damit starke Proteste aus.

Wachmann verdient 850 Euro

Dabei arbeiten viele Griechen längst jede Woche an sechs Tagen. Um über die Runden zu kommen, brauchen sie mehr als einen Job. Denn von Löhnen wie in Deutschland träumen die meisten.

„Euronews“ traf vor einigen Tagen auf einer Gewerkschaftskundgebung einen Wachmann (39), der mit Überstunden und Nachtarbeit auf 850 Euro im Monat kommt. Eine Frau (45), die bereits auf sechs Tage verteilt 36 Stunden arbeitet, bekommt 605 Euro netto.

„Focus“ nennt die Sechs-Tage-Woche deshalb eine „Maßnahme, um Gesetzgebung und Realität anzupassen“. Profitieren wird auf alle Fälle der Staat. Weil nun strenge Regeln gelten und die Mehrarbeit am Wochenende vorher angemeldet werden muss, hofft die Regierung in Athen auf mehr Steuern und Sozialabgaben.

Wenn die Griechen vom Job der Zukunft träumen, unterscheiden sie sich kaum von Deutschen. Ein Job-Portal fand heraus, dass 55 Prozent der Arbeitssuchenden in Griechenland sich nach der Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich sehnen. 45 Prozent wünschen sich die Fünf-Tage-Woche mit 20 Prozent mehr Lohn.

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